Kain
für Chor und 7 Instrumente (B-Kl., Trp., Klav., Git. Schlgz., Vl., Kb.)
Text: Erich Mühsam
Kain erschlägt seinen Bruder Abel aus Eifersucht, weil er sieht, dass Abels Brandopfer zum Himmel steigen, während seine Brandopfer offensichtlich vom Himmel nicht angenommen werden. Erich Mühsam verteidigt in seinem Gedicht den Brudermord: Abel gehört zu denen, die im Überfluss leben. Er opfert junge Lämmer und kräftige Zweige, während Kain gezwungen ist, da sein Acker nicht viel hergibt, dürre trockene Zweige und schlecht genährtes, ein vom Leben gebrochenes, krankes Rind zu opfern - ein Rind, das sowieso sterben muss, dem er damit einen Gnadendienst erweisen kann und mit dem er gleichwohl seiner Opferschuld gegenüber dem Herrn nachkommt.
Durch diese Tat müsste er eigentlich die Gnade eines gütigen Gottes erlangen. Aber Gott erkennt Kains Opfer nicht an. Kain hält ihn deshalb für einen Gott der Reichen. Das Entscheidende in der Geschichte ist nicht, dass Kain seinen Bruder wegen dessen Hochmut und Spott erschlägt, sondern dass Kain sich mit Gott anlegt. Er flieht als ein Gezeichneter (beim Darbringen seines Opfers hatte der Wind einen flammenden Holzscheit gegen seine Stirn geschleudert und ein Wundmal hinein gebrannt) durch die Welt. Kain ist der Verstoßene und gleichzeitig der Kämpfende, der Exponent der Armen und Benachteiligten.
Aufführungen: 2004 - UA in Lübeck