Drei wundersame Spinnerinnen

Märchenoper

Libretto: Christa Weber

Christof Herzog konnte diese Oper leider nicht mehr zu Ende in¬strumentieren. Der amerikanische Komponist und Musiker Roger Jannotta nimmt derzeit die restliche Instrumentierung vor. Es handelt sich um das Grimm‘sche Märchen „Die drei Spinnerinnen“, das auch ein Lieblingsmärchen von Heinrich Heine war. Dieser erwähnt es in den „Elementargeistern“. Dort schreibt er:

„Ihr könnt jedenfalls aus der Geschichte lernen, wie man seinen Flachs von anderen spinnen lassen und doch Prinzessin werden kann …, dass es noch etwas Wirksameres als die Arbeit gibt, nämlich das Glück, dies kontrastiert anmutig mit den christlichen Vorstellungen, wonach Leiden und Entbehrung als die höchste Gunst des Himmels betrachtet werden.“

Drei wundersame Straßenmusikerinnen singen auf einem Volkfest. Klara guckt zu. Die Mutter bemerkt, dass Klara schon wieder keinen Flachs versponnen hat und gibt ihr eine schallende Ohrfeige. Klara weint. Das hört die Königin, die gerade das Fest besucht. Die Mutter schämt sich für ihre faule Tochter und erklärt der Königin, ihre Tochter täte nichts lieber als spinnen, aber sie hätten halt nur noch sehr wenig Flachs. Erfreut nimmt die Königin Klara mit ins Schloss und verspricht ihr ihren Sohn zum Mann, wenn sie drei Kammern voller Flachs zu Garn verspinnt. Klara hasst das Spinnen, sie ist verzweifelt. Nie im Leben kann sie all den Flachs zu Garn verspinnen. Unter dem Fenster singen die drei wundersamen Straßenmusikerinnen. Sie versprechen ihr, all den Flachs zu Garn zu verspinnen, wenn Klara sie zur Hochzeit einlädt. Klara lässt sie durchs Fenster herein, die Spinnerinnen beginnen mit der Arbeit und Klara hilft freudig mit. Auf der Hochzeit sind die Königin, der Prinz, Grafen und Fürstinnen entsetzt über die drei hässlichen „Kusinen“ von Klara, die mitfeiern wollen: Die eine hat durch das viele Spinnen einen Plattfuß vom Treten, die andere eine geschwollene Lippe vom Lecken, die dritte einen dicken Daumen vom Fäden ziehen. Der Prinz verspricht Klara, sie in Zukunft nie wieder spinnen zu lassen, damit sie nicht auch solche Verunstaltungen erfahren muss.

© 2022 Christof Herzog